Wenn es um die Entwicklung von E-Autos geht, müssen sich Designerinnen, Ingenieure und Hersteller über vieles Gedanken machen: Wieviel Leistung soll das Fahrzeug haben? Wie weit soll man mit einer Batterieladung kommen? Welche Materialien eignen sich am besten? Wie soll es aussehen? Und nicht zuletzt: Wie soll es klingen? Denn wenn der Motor nicht mehr alle anderen Schallquellen übertönt, kommen plötzlich viele teils unangenehme Geräusche zum Vorschein. Wie man mit dieser Herausforderung umgeht, damit beschäftigen sich auch unsere Experten und Expertinnen.
5 Fragen an unseren Experten Lukas Kühne
Heute stellen wir Ihnen Lukas Kühne vor. Er entwickelt unter anderem Lagerungssysteme, welche die hochfrequenten Schwingungen von Elektromotoren isolieren sollen – und damit hat er einen deutlichen hör- und spürbaren Einfluss darauf, wie ein Elektrofahrzeug klingt.
Frage 1
Lukas, was ist Deine Aufgabe bei Continental?
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Ich gehöre zu Continentals Advanced Development und arbeite an der Schnittstelle zwischen Innovation und Produktentwicklung hauptsächlich an Lagerungssystemen für die E-Mobilität. Das ist wichtig, weil die zunehmende Elektrifizierung das Schwingungsverhalten des Fahrzeugs beeinflusst. Und das hat nicht nur Einfluss auf den Komfort und die Geräuschkulisse für den Nutzer, sondern auch auf andere Systeme wie zum Beispiel die Hochleistungskühlung. Daher beschäftigen wir uns mit dem technologischen Wandel in diesem Aufgabenfeld schon seit einigen Jahren und versuchen, durch innovative Lösungsansätze das für die E-Mobilität besonders relevante Hochfrequenzverhalten unserer Lagerungselemente zu optimieren. Dafür ist natürlich auch ein regelmäßiger Austausch mit unseren Kunden und unseren internationalen Kolleginnen und Kollegen wichtig, damit wir unser Know-how und unsere Kompetenzen möglichst breit teilen und nutzen können. Außerdem sind wir so ganz nah an unseren Kunden und ihren Herausforderungen dran. Ziel ist es letztendlich, dass die Reise von A nach B für die Passagiere auch künftig spür- und hörbar komfortabel ist.
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Frage 2
Was ist das Spannendste daran, im Bereich Elektromobilität zu arbeiten?
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Neben meiner Arbeit im Advanced Development bin ich auch Teil eines bereichsübergreifenden Teams, das sich gemeinsam um den Themenschwerpunkt „Electric Passenger Vehicles“ kümmert. Das ist natürlich toll, die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen kennenzulernen und diesen Marktbereich zusammen zu entwickeln. Der ist gerade besonders spannend, denn so einen volatilen und disruptiven Wandel hat die Automobilindustrie noch nie durchgemacht. Daraus ergeben sich ganz neue Fragestellungen und Herausforderungen. Und zu den Antworten und Lösungen können wir mit unserer Expertise besonders im Bereich Komfort und Sicherheit aktiv beitragen.
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Frage 3
Wieviel Innovation ist in diesem Bereich überhaupt noch möglich?
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Da geht es bei uns ganz klar um Evolution, keine Revolution. Bei den Komponenten selbst ändert sich das Anforderungsprofil durch neue Technologien für Elektromobilität oder Autonomes Fahren – aber eben nicht grundlegend, sondern inkrementell. Die hohen Frequenzen sind eine Herausforderung, daher legen wir großen Wert darauf, die Materialien zu optimieren und dann auch ausgiebig zu prüfen. Nachhaltigkeit spielt da für unsere Kunden eine große Rolle, zum Beispiel mit Motorlagerungen aus recycelten Materialien. Und um weiter CO2 einzusparen, können der Megatrend Leichtbau und natürlich die 3 Rs (Recycle, Reuse, Reduce) noch einiges bewegen. Erst recht in der Elektromobilität, denn dort gibt es noch nicht DAS Konzept, das sich durchgesetzt hat.
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Frage 4
Wenn Du an die Mobilität der Zukunft denkst – wie stellst Du sie Dir vor?
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Ich stelle mir die Mobilität der Zukunft individueller, flexibler, komfortabler und vor allem bunt vor. Weil die individuellen Bedürfnisse in der Stadt und auf dem Land so unterschiedlich sind, kann es eben nicht die eine Lösung für alle geben, sondern eine Vielzahl von neuen Mobilitätskonzepten. Im urbanen Raum findet ein Umdenken in der Bevölkerung ja schon längst statt – weg vom eigenen Auto hin zur Mobilität auf Abruf und Sharing-Modellen. Weiter draußen werden es eventuell E-Roller, das eigene, elektrisch betriebene Fahrzeug oder kleine autonome Busse sein.
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Frage 5
Welche Trends siehst Du noch am Mobilitätshoriziont?
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Die Mobilität der Zukunft wird auch autonom sein. Klar, der eine oder andere passionierte Autofahrer wird weiterhin selbst am Steuer sitzen wollen. Aber im Allgemeinen kann das autonome Fahren ein Plus an Lebensqualität bringen. Dann wird das Konzept mit zwei Sitzreihen hintereinander, sodass sich die Mitreisenden nicht anschauen können, der Vergangenheit angehören. Während der Reise nicht mehr in Reihen hintereinander sitzen, sondern Zeitung lesen, Filme schauen oder mit der Familie picknicken – das hört sich für mich gut an.
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